Der Brocken ist der wohl bekannteste Berg in Deutschland. Die im Nationalpark Harz, in Sachsen-Anhalt gelegene Erhebung ist dabei nicht nur der höchste Berg der Region, sondern auch ganz Norddeutschlands. Durch die Einbindung in bekannte Literatur, Geschichten und Sagen hat sich ein gewisser Mythos darum gebildet. Zudem sind der Harz und der Brocken ein beliebtes Ausflugsziel. Schon seit mehreren hundert Jahren werden hier Wanderungen unternommen. Heute gibt es neben Gastronomie und einer Aussichtsplattform auf dem Gipfel auch ein Museum, eine Wetterstation und einen Funkturm. Nebst Wanderung und Fahrrad ist das Ganze auch per Zug, der Brockenbahn, erreichbar.
Der Brocken liegt im Mittelgebirge Harz im Westen von Sachsen-Anhalt, unweit der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Mit 1.141,2 Metern Höhe ist er zwar der höchste Berg der Region, aber dennoch geeignet für die Begehung durch Jung und Alt. Wanderungen sind dabei nicht nur bei Sonnenschein beliebt, sondern auch bei Nebel und wolkigem Wetter. Denn der Brocken ist auch als Hexenberg oder „Blocksberg“ bekannt. Schlechtes Wetter ist hier also nicht wirklich schlecht, sondern eher atmosphärisch und schaurig. Einige Plaketten, die sich auf Faust, das bekannteste Werk Goethes beziehen, erinnern an die wohl bekannteste Hexen-Erwähnung.
Neben Mythen, Sagen und Schulliteratur begeistert der Brocken im Harz aber auch durch ganz real Erlebbares. Die Flora und Fauna unterscheiden sich hier sichtlich von jener des flacheren Umlands und des besonders flachen Norddeutschlands. Denn der Brocken bzw. sein Gipfel liegt mit mehr als 1.000 Metern Höhe bereits auf einer alpinen Höhenstufe mit entsprechenden klimatischen Bedingungen. Den Großteil des Jahres ist es kalt, in den Sommermonaten werden kaum 15°C erreicht. Nicht zuletzt deshalb wird in Wetterberichten deutschlandweit meist auf den Brocken hingewiesen, wenn es um den ersten Schnee des Winters geht – dieser kann hier schon im Oktober auftreten.
Besteigungen zum Zwecke der Erkundung, Forschung und des Tourismus gibt es mindestens seit dem 15. Jahrhundert. Zumindest sind Besteigungen um das Jahr 1460 als erste dokumentiert worden. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gab es dann die ersten schriftlichen Werke, die sich mit der Natur am und auf dem Brocken auseinandersetzten. Im Jahr 1736 entstand dann mit dem sogenannten „Wolkenhäuschen“ von Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode das erste feste Gebäude auf dem Brocken. Das erste Gasthaus für Harz- und Brocken-Touristen wurde 1800 gebaut. Im Jahr 1890 wurde der noch heute gepflegte Brockengarten angelegt, der Vegetation aus verschiedenen alpinen Gebirgen vorstellt.
Auch im Hochsommer ist für den Besuch des Brockens der Wetterbericht zu beachten und entsprechende Kleidung einzuplanen. Denn neben festem Schuhwerk kann sich bei der Besteigung des Bergs eine gute Jacke, eine Mütze sowie auch ein Schal und Handschuhe bezahlt machen. Das Klima auf dem Brocken zeigt durch die exponierte Lage im Norden Deutschlands sowie durch die alpine Höhe teils isländische Verhältnisse. Es gibt lange kalte Winter und kurze kühle Sommer. Da der Gipfel über der Baumgrenze liegt und quasi freisteht, gibt es gerade im Winter sehr starke Winde, hin zu Orkanstärken.
Durch die Kombination der einzelnen Faktoren lässt sich das Klima auf dem Brocken mit jenem auf 1.600 bis 2.200 Metern in den Alpen vergleichen. Auch deshalb wird er oft im Hinblick auf Wetterphänomene in Wetterberichten und -vorhersagen erwähnt. Bei Stürmen im Umland werden Messungen vom Brocken erwähnt, und zum Winterbeginn heißt es nicht selten, dass es bereits auf dem Brocken schneit und der Schnee eine gewisse Höhe erreicht hat. Auch die Niederschlagsmenge auf dem Brocken ist im Vergleich zum weiteren Umland eher hoch. Der Brocken wird in verschiedenen Quellen als niederschlagsreichster Ort des nördlichen Mitteleuropas beschrieben.
Damit Sie sich ein Bild von den Temperaturen auf dem Brocken machen können, haben wir im Folgenden eine Übersicht der mittleren Höchst- und Tiefsttemperaturen pro Monat zusammengestellt. Damit wird ersichtlich, dass für einen Besuch des Bergs auf jeden Fall ein paar Extra-Kleidungsstücke zu packen sind (Quelle):
Durch die exponierte, hohe Lage sowie durch das oben beschriebene Klima unterscheidet sich die Natur auf dem Brocken vom weiteren Umland und vielen anderen (tiefer gelegenen) Regionen Deutschlands. Es wachsen einige seltene Pflanzenarten auf dem Berg, die man sonst eher im Norden Skandinaviens oder in den Hochlagen der Alpen vermuten würde. Begünstigt wird dies durch die Tatsache, dass der Berggipfel als einziger in einem deutschen Mittelgebirge über der Baumgrenze liegt. Nur sehr kleine Fichten, die eher an Tundra-Vegetation erinnern, wachsen hier. Der zutreffendere Vergleich für den vorherrschenden Vegetationstyp liegt allerdings in der Zwergstrauchheide.
Anzutreffen sind in beschriebener Höhenlage dabei unter anderem die Kleine Alpen-Kuhschelle, die ortstypisch auch Brockenanemone oder einfach Brockenblume genannt wird. Weiterhin sieht man hier das Alpen-Habichtskraut und das Brocken-Habichtskraut sowie weitere Habichtskräuter, die je nach Region zahlreiche Unterarten aufweisen können. Darüber hinaus gibt es am und auf dem Brocken den Frauenmantel, die Blutwurz, und verschiedene Ruchgräser. Flächendeckende Vegetation im skandinavischen respektive isländischen Stil zeigt sich vermittels der Rentierflechte und dem isländischen Moos. Der regionale Name „Brockenmyrte“ beschreibt die Krähenbeere, ein Heidekrautgewächs.
Größere Säugetiere sind aufgrund der fehlenden Bäume, die Sicht- und weiteren Schutz böten, auf dem Brocken und seinem Gipfel nicht anzutreffen. Zudem wurde ihr Lebensraum rund um den Berg, die Fichtenwälder des Harzes, durch den Borkenkäfer stark angegriffen. Durch eine seit 2018 auftretende, mehrjährige Dürre konnte sich der Borkenkäfer im Harz besonders gut ausbreiten. Nicht nur fallen ihm auf direktem Weg zahlreiche Bäume zum Opfer, präventive Fällungen sorgen für eine weitere Bestandsabnahme im Forst. Davon mehr oder weniger unberührt sind allerdings die Arten, die sich auf dem Brocken und auf seinem Gipfel sehen lassen.
So bietet der Brocken einer eigenen Unterart der Waldeidechse einen Lebensraum. Eine weitere wechselwarme Wirbeltierart dieses Ortes ist der Grasfrosch. Futter finden beide durch die zahlenmäßig stark vertretenen Insekten, vor allem Käfer. Auch Schmetterlinge sind hier mit etlichen Arten vertreten. Dabei lässt sich eine auf das Klima zurückzuführende Besonderheit feststellen: da der Winter sehr lang und der Sommer kurz ist, gibt es auf dem Brocken pro Jahr lediglich eine Kohlweißling-Generation. Im gemäßigten Klima bildet der Kohlweißling sonst eigentlich zwei Generationen pro Jahr. Vorkommende Säugetiere sind die Alpenspitzmaus und die Nordfledermaus.
Wer sich neben dem – bei klaren Verhältnissen zu erwartenden – Ausblick auf die Region sowie der lokalen Natur für den Brocken als touristischen Ort interessiert, kommt natürlich auch auf seine Kosten. Wie weiter oben bereits erläutert, wurde der Brocken bereits im ausgehenden Mittelalter geografisch sowie wissenschaftlich erschlossen. In der Neuzeit entwickelte sich mehr und mehr eine Faszination für den Standort, was bald zu den ersten Gebäuden sowie weiteren Anlagen führte. Heute bietet der Ort z. B. eine Herberge mit Gastronomie, eine Anlage mit Sendetechnik, das Brockenhaus und die Wetterstation.
Hier haben wir die Highlights aufgeführt, die bei einem Besuch auf dem Brocken erwartet werden dürfen. Vor allem im Sommer sowie in den nicht zu kalten Wintermonaten ist ein Besuch zu empfehlen, bei größeren Schneemengen sind sowohl der Aufstieg als auch die Besucherbetreuung erschwert. Stimmt das Wetter, sollte man sich aber hierfür Zeit nehmen:
Die wohl bekannteste Aufarbeitung des Brockens sowie einen wichtigen Anteil der Sagenbildung rund um den Berg stammt wohl von Johann Wolfgang von Goethe. Eigene Eindrücke, die Goethe im Rahmen seiner Harzreise und der Besteigung des Brockens sammeln konnte, verarbeitete er dabei in seinem Gedicht „Harzreise im Winter“. Viel bekannter ist allerdings die Erwähnung im Werk „Faust“. Im ersten Teil des Zweibänders, Faust I, bildet der Brocken einen von Hexen in der Walpurgisnacht genutzten Ritualort. Mit der Aufführung der beiden Rockopern Faust I und Faust II auf dem Brocken wird der literarischen Erwähnung gedacht.
Auch Heinrich Heine unternahm eine von ihm selbst festgehaltene Harzreise, zu der die Besteigung des Brockens gehörte. Später gab es rund um Heines Aufstieg eine Art Legendenbildung, da er nach dem Fußmarsch auf den nebligen Gipfel folgenden Spruch ins Gipfelbuch geschrieben haben soll: „Viele Steine, müde Beine, Aussicht keine, Heinrich Heine.“ – allerdings hat er das nie getan, selbst wenn es eine nette Geschichte ist. Weitere literarische Aufarbeitungen bzw. Erwähnungen von Harz und Brocken gibt es etwa in „Nebra“ von Thomas Thiemeyer oder in „Keiner kommt durch“ von Dietmar Schultke.
Neben der Aufarbeitung in fiktiven oder historischen Schriftstücken bekannter Dichter und Autoren spielt aber auch das Wetter bei der Mythen- und Sagenbildung rund um den Brocken eine wichtige Rolle. Als Blocksberg bezeichnet wird er seit vielen Jahren und Jahrhunderten als Hort für Hexen beschrieben. Die Hexengeschichten finden sich mittlerweile in der Identifikation der Region wieder, etwa in den Souvenirs in Hexenform, welche im ganzen Harz angeboten werden. Der Name Blocksberg wurde weiterhin für die Familie der Kinderhexe „Bibi Blocksberg“ gewählt, deren Geschichten im deutschsprachigen Raum seit 1980 veröffentlicht werden – als Hörspiele, Bücher, Filme und mehr.
Weitere kulturelle Bedeutung sowie die Identifikation von Harz und Sachsen-Anhalt mit dem Brocken zeigt sich in der Benennung des Radiosenders „Radio Brocken“. Radio Brocken sendet seit 1992, als sich die RTL Group mit Radioangeboten den östlichen Teil des wiedervereinten Deutschlands erschloss. Zwischenzeitlich gab es einige Neuausrichtungen des Senders, der im ganzen Bundesland empfangen werden kann. So gab es im Jahr 1998 die Umbenennung in „Hitradio Antenne Sachsen-Anhalt“. Aber schon in 2001 wurde der Berg-Name wieder integriert und der Sender „Hitradio Brocken“ genannt. Seit 2003 hat die Namen-Odyssee ein Ende – es wurde wieder der althergebrachte Name Radio Brocken angenommen.
Von den umliegenden Orten rund um den Brocken starten verschiedene Wege, die zum Gipfel des Berges führen. Diese können zu Fuß oder per Fahrrad bewältigt werden – und müssen sogar, wenn man auf öffentliche Verkehrsmittel verzichten will. Denn die Auffahrt auf den Brockengipfel mit Privatfahrzeugen ist untersagt. Der bekannteste Wanderweg, der Goetheweg, startet am Besucherzentrum des Harz-Nationalparks in Torfhaus. Von hier aus sind in zwei bis drei Stunden rund neun Kilometer zu bewältigen, um auf die Brockenspitze zu gelangen. Der Weg ist teilweise der Strecke nachempfunden, die Goethe am 10. Dezember 1777 wählte. Zudem verläuft sie teils entlang der Brockenbahn-Schienen.
Wer weniger auf den Spuren Goethes denn auf den Spuren Heines wandeln möchte, kann den Heinrich-Heine-Weg wählen. Die in Ilsenburg startende Route ist allerdings schwerer, da insgesamt 850 Höhenmeter bewältigt werden müssen. Der Weg, den Heine im Jahr 1824 zurückgelegt haben soll, kann dabei aber genutzt werden, um einige Natur-Sehenswürdigkeiten am Gebirgsbach Ilse zu bestaunen. Weiter geht es, nachdem man sich der Ilse abwendet, auf dem sogenannten Hirtenstieg, welcher durch fast unberührte Natur führt. Anschließend folgt der besonders anspruchsvolle Teil mit einem Anstieg von 15 Prozent. Weitere fordernde oder gemütlichere Wege starten etwa von Schierke, Bad Harzburg, Elend oder Oderbrück.
Am bequemsten ist natürlich eine Fahrt mit der bereits mehrfach erwähnten Brockenbahn. Dabei handelt es sich um eine historische Schmalspurbahn, die in verschiedenen Orten Station macht. Direkt auf dem Brocken befindet sich das Ziel der Reisenden, die nach dem Ausstieg nur noch wenige Meter zurücklegen müssen, um die Aussicht sowie die oben beschriebenen Sehenswürdigkeiten zu erblicken. Je nach Ausgangspunkt dauert die Fahrt unterschiedlich lang, vom bereits erwähnten Ort Schierke aus ist man z. B. rund 50 Minuten unterwegs. Das ist aber wesentlich kürzer als der Aufstieg zu Fuß.
Auch wenn man sich lange mit dem Brocken beschäftigen, verschiedene Wege und Arten für den Aufstieg wählen sowie mehrere Tage auf dem Gipfel verweilen kann, ist der Berg auch und vor allem ein Teil des Harz-Mittelgebirges. Das Mittelgebirge liegt am Schnittpunkt der drei deutschen Bundesländer Sachsen-Anhalt, Thüringen und Niedersachsen. Entsprechend bietet es nicht nur der Natur wegen viel zu entdecken, sondern auch historisch. Hier verliefen zu Zeiten der innerdeutschen Teilung der Grenzstreifen und der Grenzzaun zwischen der DDR und der BRD. Wer es weniger auf Geschichte denn auf Natur aufgesehen hat, kann den Nationalpark, die Naturparks und das Biosphärenreservat erkunden.
Zu den touristischen Angeboten gehören auch und vor allem Wanderungen durch Wälder (Buchen-, Fichten und Mischwälder), Moore und Heiden. Zum weiteren touristischen Angebot gehören natürlich die lokale Kulinarik, aber auch Sportangebote für Sommer und Winter. Nordic Walking, Mountainbiking, Klettern, Kajak fahren, Segel- und Drachenfliegen sowie vieles mehr sind hier möglich. Der Wintersport in Form von Ski- und Snowboard fahren an Abhängen hat im Harz weniger Bedeutung als in anderen Mittel- oder Hochgebirgen. Hervorgehoben werden sollen hier aber die hervorragenden Lolpen, die im Winter geschaffen werden, um den Skilanglauf im Harz zu ermöglichen.
Die Sommermonate sowie auch die Zeit im Herbst überzeugen derweil am meisten. Denn dann sind in den Orten verschiedene kulturelle Veranstaltungen besuchbar, welche im Rahmen eines längeren Aufenthalts mit Wanderungen und weiteren Ausflügen verbunden werden können. Gerade das Hexen-Thema kann hier weiter erkundet werden. Dieses findet sich dabei sogar in einigen Wanderstrecken – neben den Europa-Wanderwegen E6 und E11 verlaufen im Harz nämlich auch der Kaiserweg, die Via Romea und nicht zuletzt der Harzer Hexenstieg. Letzterer misst insgesamt 100 km und ist ideal für Fans des Etappenwanderns.
Für die Planung eines Aufenthalts am und auf dem Brocken empfehlen wir, die aktuellen Angebote und Hinweise der einzelnen Orte, des Nationalparks und der Einrichtungen auf dem Berg zu studieren. Zudem bieten die einzelnen Orte rund um den Brocken, im weiteren Harz und in Sachsen-Anhalt eigene Informationsangebote. Noch mehr Infos, Tipps für Ausflüge und deren Ziele sowie zum Brocken als Highlight der Harz-Reise liefert die Webseite von Harz Travel.
Dort gibt es Einblicke in einzelne Tourismus-Angebote und nicht zuletzt die Möglichkeit, eine Unterkunft für die ganz eigene Harzreise zu finden. Wir hoffen, dass wir mit der hiesigen Informationsseite einen Ausgangspunkt für Ihren Urlaub schaffen konnten und Sie nun auch Interesse am Brocken und am Harz haben. Wanderungen und Aufenthalte in der Region folgen einer Jahrhunderte alten Tradition. Viel Spaß auf den Spuren von Goethe, Heine und allen zuvor oder danach. Wir wünschen Ihnen auf dem Gipfel gutes Wetter und klare Sicht!